Château Figeac befindet sich in Bordeaux Saint-Émilion und ist klassifiziert als Premier Grand Cru Classé (B). Somit ist es die zweithöchste Stufe der Klassifikation von Saint-Émilion. In gallorömischer Zeit liegen die Ursprünge von Château Figeac. Zumindest gab es hier eine Villa Namens Figeacus nicht weit der Isle-Mündung in die Dordogne. Schließlich bestand das Anwesen während des ganzen Mittelalters hindurch. Verschiedene, in der damaligen Zeit führende Familien waren Besitzer des Areals.
Beste Lage auf bis zu 7 Meter tiefen Kiesablagerung
Die Lage von Château Figeac war immer ausgezeichnet und ist es bis heute noch. Ein Kiesplateau, formiert aus kristallinem Gestein, das die Isle vor Millionen Jahren hier angeschwemmt hatte. Auf diesem Plateau beginnt die Geschichte von Figeac. Und es erklärt eine seiner vielen Besonderheiten. Château-Figeac liegt auf Kies, metertief, weshalb seine Besitzer Cabernet pflanzten. Ganze siebzig Prozent der Rebfläche gehören Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Im Médoc wäre das logisch. Doch im von Kalkstein und Merlot geprägten Saint-Émilion ist es nahezu ungehörig. Selbst Cheval Blanc, auf demselben Plateau wie Figeac, überlässt Merlot noch 43 Prozent seiner Weinberge.
Den höchsten Cabernet-Anteil der Appellation verantwortete Thierry Manoncourt, der am 27. August 2010 verstarb. Sein Urgroßvater, Henri de Chevremont, hatte Château-Figeac 1892 gekauft. Das noch im 18. Jahrhundert über 200 Hektar große Weingut war da bereits merklich geschrumpft. Mehltau und Reblaus hatten ihre Spuren hinterlassen. Eine (zu) lustige Witwe erledigte den Rest. Hochverschuldet musste die Comtesse de Carles-Trajet nach und nach kostbares Rebland verkaufen. Unter den glücklichen neuen Besitzern waren die Pomerol-Châteaus Beauregard und La Conseillante ebenso wie Cheval Blanc, La Marzelle, La Tour Figeac, La Tour du Pin Figeac oder Yon-Figeac in Saint-Émilion.
Präzision, Balance und lebendige Frische
Immerhin, mit gut 40 Hektar behielt Château-Figeac den größten zusammenhängenden Weinberg seiner Appellation. Und Thierry Manoncourt setzte alles daran, diesem Weinberg die absolut feinste Qualität zu entlocken. 1947 übernahm der diplomierte Agraringenieur das Weingut und widmete sich mit geradezu burgundischer Akribie den Böden. Mit strengselektiver Parzellenauslese, seinem eigenwilligen Rebsortenspiegel und der Einführung modernster Kellerpraktiken entwickelte Manoncourt den einmaligen Château-Figeac-Stil: klar definiert, enorm langlebig, tief und harmonisch mit immer wieder umwerfender Frische.
Als sich Saint-Émilion 1954 eine Klassifikation gab, war Manoncourts Ehrgeiz geweckt. Umso größer die Enttäuschung, als man das benachbarte Cheval Blanc, nicht aber Château-Figeac in die A-Klasse der Premiers Grands Crus aufnahm. Es heißt, der Grund sei der zu niedrige Preis der Figeac-Weine gewesen. Vielleicht. Bei der Klassifizierung der Médoc-Weine 1855 hatte allein der Verkaufspreis entschieden. Manoncourt reagierte auf seine Weise und arbeitete nur noch präziser.
Nach Manoncourts Tod setzt die Familie seine Arbeit fort, unterstützt von Generaldirektor Frédéric Faye, mit Zupflanzungen im Weinberg und zuletzt dem Bau einer brandneuen Kellerei. Oberirdisch diskret angepasst an den Château-Sandstein erstreckt sich die 5000 m2 große Anlage überwiegend unterirdisch. Kein Stararchitekt, kein spektakuläres Design. Hier geht es einzig um die Weine, mit genügend Platz für Weinbereitung und Reife, aber auch Forschung und Entwicklung. Die Trauben werden ebenerdig angenommen und mittels Schwerkraft in den Gärkeller geleitet. Acht maßgefertigte Holzfässer und vierzig Edelstahltanks erlauben die individuelle Vergärung selbst kleinster Chargen. Danach werden die Weine in die unterirdischen Barriquekeller überführt.
Gut achtzehn Monate reifen sie bei absoluter Stille, optimaler Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Nebenan lagern die alten Jahrgänge, eine Hommage an Thierry Manoncourt und das einzigartige Terroir von Château-Figeac. Alles gehört zusammen. Der Boden, auf dem die Reben wachsen, schützt nun die Weine bei ihrer Vollendung. Ein schönes Bild für die Philosophie dieses Ausnahmeweingutes, die wir in jedem Château-Figeac-Wein wiederfinden: Präzision, Brillanz, Balance und Finesse.
Der Château-Figeac Zweitwein heißt Petit-Figeac.