Alles an diesem Weingut ist respekteinflößend, aber nichts wirkt jemals überheblich oder gar snobistisch. Die Geschichte von Montrose, die in zwei Jahrhunderten von drei Besitzerfamilien geschrieben wurde, ist der Bewahrer ihres Geistes, der von ihrem Streben nach Exzellenz und legendären Jahrgängen geprägt ist. Pioniere im Médoc, visionäre Baumeister und weise Manager, alle diese Familien wussten, wie man dieses einzigartige Terroir bearbeitet und aufwertet. Ihnen verdankt das Weingut das Fundament, auf dem Montrose heute sein Image und seinen einzigartigen Platz in der Welt der außergewöhnlichen Weine aufbaut.
Das ebenso herrschaftliche wie architektonisch, harmonische Gutshaus hinterlässt einen starken Eindruck. Höchste Qualitätsansprüche waren von Tag eins an Maßstab für die Tropfen von Château Montrose. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass bereits 40 Jahre nach der Gründung des Weinguts die offizielle Klassifizierung als „Grand Cru Classé“ (Deuxiéme Cru) gewährt wurde. Bis heute ist dieser „Adelstitel“ dem Weingut nie aberkannt worden.
Hervé Berland (Bild) kam mit 35 Jahren Erfahrung im Weingeschäft 2012 zu Château Montrose. Er entschied sich auf Wunsch von Martin und Olivier Bouygues die neue Herausforderung anzunehmen. Zuvor war er als leitender Manager beim Premier Cru Classé – Weingut Mouton Rothschild tätig. Nun leitet er mit seinem langjährigen Erfahrungsschatz Château Montrose als Geschäftsführer bei Château Montrose.
Ein kleiner Blick zurück in eine große Geschichte
Frankreich im Jahr 1778, König Ludwig XVI. sitzt in Paris auf dem Thron. Im Médoc kauft ein gewisser Etienne Dumoulin Land von Nicholas-Alexandre de Ségur. Schon bald lässt er darauf ein kleines Schloss im neoklassizistischen Stil erbauen. Er hat auch nichts dagegen, als sein Sohn Théodore im Jahr 1815 damit beginnt, die ersten Weinfelder anzulegen. Der Erfolg gibt beiden Recht. Die Weine aus dem Château Montrose sind erlesen und sehr gefragt. Sie werden auf der Weltausstellung in Paris 1855 sofort als Deuxième Grand Cru eingestuft. Es werden dort erstmals qualitativ hochwertige, teurere Weine aus dem Médoc ausgezeichnet.
Zu dieser Zeit haben die Dumoulins 50 Hektar aktive Rebfläche. 1861, gegen Ende des zweiten Kaiserreiches, tritt Mathieu Dolfus auf den Plan. Théodore ist seit fünf Jahren tot, die Erben können seine großen Fußstapfen nicht ausfüllen. Dolfus übernimmt das Anwesen, modernisiert es und baut die technischen Anlagen aus. Durch geschickte Zukäufe erweitert er die Rebfläche auf 65 Hektar. Mathieu Dollfus stirbt 1887. Sein Sohn Charles übernimmt daraufhin die Geschäfte, verkauft aber den Besitz nach nur zwei Jahren an die Brüder Hostein. Ihnen gehört bereits ein ebenfalls klassifiziertes Deuxième Grand Cru Classé-Weingut im nahen Saint-Estèphe. 1896 kaufte dann Louis Victor Charmolüe das Anwesen, das danach über 100 Jahre in dieser Kaufmanns-Familie verbleibt. Schließlich übernehmen im Jahr 2006 die Brüder und Unternehmer Martin und Olivier Bouygues Château Montrose in ihren Besitz. Martin Bouygues ist Besitzer der großen Unternehmensgruppe und Baugesellschaft Bouygues mit Sitz in Paris.
Das berühmte Trio von Château Montrose
Das Bordelais, wie das Anbaugebiet rund um Bordeaux bei den Franzosen heißt, ist vor allem für seine großen roten Gewächse bekannt. Château Montrose macht da keine Ausnahme. Rund 350.000 Flaschen Rotwein verlassen das Weingut Jahr für Jahr, wobei davon etwa 170.000 Flaschen auf den Zweitwein „La Dame de Montrose“ sowie ein weiteres Kontingent auf den etwas jüngeren und frischeren „Le Saint-Estèphe de Montrose“ entfallen.
Château Montrose reift 18 Monate lang in Eichen-Fässern und gilt als ausgesprochen elegant und fein. Geradezu legendär sind das Potenzial des Weines und seine Langlebigkeit. Er entfaltet sich mit jedem Jahr mehr und kann, wenn er seinen Höhepunkt erreicht hat, unter guten Bedingungen noch über Jahrzehnte gelagert werden.
„La Dame de Montrose“ macht über den Daumen pro Jahr etwa 30 Prozent der Produktion von Château Montrose aus. Dabei handelt es sich um den Zweitwein, der etwas weniger Zeit zur Reife braucht. Er lagert zwölf Monate in Eichen-Fässern. Die Dame des Châteaus überzeugt mit reichen Fruchtaromen, ist im Vergleich zum Hauptwein etwas weniger komplex und somit in der Konsequenz etwas leichter trinkbar.
Der dritte im Bunde schließlich ist der „Le Saint-Estèphe de Montrose“. Lange war er ausschließlich den Besitzern und Mitarbeitern des Châteaus vorbehalten. Inzwischen kann diese vorzügliche Cuvée auch käuflich erworben werden. Er ist der frischeste und leichteste Wein des Guts, der nach zwölf Monaten Lagerung im Eichen-Fass jung getrunken werden kann.
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